Anne war fünfzehn, als ihre ältere Schwester Marie spurlos verschwand. Seitdem ist sie in Annes Gedanken ständig präsent. Marie bekam immer alles, was sie wollte. Sie war schön und willenstark. Anne dagegen stand als vernünftige und unscheinbare Schwester in ihrem Schatten. Heute ist Anne Biologie-Studentin und erforscht die symbiotischen und parasitären Beziehungen von Pilzen. Doch eigentlich möchte sie endlich mehr über ihre Kindheit herausfinden. Es braucht Mut, sich der eigenen Vergangenheit und der Wahrheit zu stellen.
Mirjam Pressler erzählt von zwei ungleichen Schwestern. Die Sprache widerspiegelt dabei die endlosen Gedankenschlaufen, die in Annes Hirn ablaufen. Die Sätze sind sehr lang, wo Punkte stehen müssten, stehen Kommas. Denn der Gedankenfluss bricht nicht ab – lässt sich nicht unterbrechen. Kürzer werden die Sätze erst gegen Ende des Romans, als Anne sich im Gespräch einer WG-Kollegin anvertraut. Ein Psychogramm, feinfühlig und intensiv erzählt. Sandra Laufer