"Sie könnten all unserem Leiden ein Ende bereiten, diese Hexen. Sie könnten sich einfach weigern, Frauen aus dem Meer zu holen." Daniel und die anderen Jungs leiden unter den Depressionen ihrer Mütter. Zufällig kommen sie deren Geheimnis auf die Spur. Im Lagerraum der einzigen Kneipe auf der Insel im rauen Norden finden die Kinder unzählige Robbenfelle. Durch einen Zauber legten ihre Mütter das Fell ab, um als wunderschöne Frauen die Ehe mit menschlichen Männern zu vollziehen und Kinder zu gebären. Aber die Sehnsucht nach ihrem alten Leben im Meer gewinnt in den vielen Jahren Landleben Oberhand. Da die Meeresfrauen ihre Kinder nicht zurücklassen wollen, tauchen sie eines Nachts gemeinsam mit ihnen in die Tiefen des Meeres zu ihren Robbenfamilien ab. Staunend entdecken die Jungs das neue Zuhause und treffen endlich auf ihre Schwestern. Zurück bleiben die trauernden Männer und Miskaella, eine alte, verbitterte Hexe, die all die Jahre von dem Zauber profitiert hat.
Die Grundlage der Geschichte bildet ein Märchen aus dem Norden. Aus unterschiedlichen Perspektiven wird über die Zauberin Miskaella und das Leben der Meerjungfrauen an Land erzählt. Die Bewegründe der Aussenseiterin Miskaella zur Rache an den Frauen der Insel sind gut nachvollziehber in bildhafter Sprache dargestellt. Miskaellas Gegenüber, der sensible und tatkräftige Daniel, ermöglicht den Meerjungfrauen und ihren Kinder die Rückkehr in den Ozean. In dem lesenswerten, eher anspruchsvollen Buch werden die Hauptfiguren ausreichend charkakterisiert. Leider fehlt die Sicht einer Meerjungfrau auf die Geschehnisse und somit noch mehr Tiefe im Roman.Trotzdem bleibt die Lektüre durch unverhoffte Wendungen bis zur letzten Seite spannend für alle am Thema Interessierten – nicht nur "für geübte Leser", wie es auf dem Umschlag steht. Martina Friedrich
