Heldentage

„Pola weiss nicht, dass Mutter auf ihre Art bettlägerig ist. Pola weiss auch nicht, dass es Mutter egal ist, wann ich wo auftauche (solange sie genügend Flaschenfreunde im Haus hat, ist ihr der Rest so was von schnuppe). Alles, was Pola weiss, ist, dass ich lieber unterwegs als zu Hause bin, aber sie glaubt, dass das mit Vater zusammenhängt.“ Pola, Leas beste Freundin, ahnt nicht, wie trostlos Leas Alltag als Scheidungskind mit einer alkoholkranken, depressiven Mutter wirklich ist. Chronischer Geldmangel, Sorge um die launische Mutter, Angst vor dem Verlust der Freunde aus ihrer alten Klasse, die die Sechzehnjährige verlassen musste, um das Schuljahr zu wiederholen, nagen an ihrem Selbstwertgefühl und an ihrer Gesundheit und führen so zum körperlichen Zusammenbruch. Im Krankenhaus kommt das Mädchen zur Ruhe. Endlich vertraut sie sich der selbstbewussten, erfolgreichen Pola an. Hilfe und Aufmerksamkeit bekommt die kranke Lea völlig unverhofft von einem sympathischen Jungen aus ihrer Clique.

"Ich hasse mein Leben, aber ich bin stolz auf meine Fantasie.“ Poetisch, trotzig, witzig erzählt Lea von ihren Alltagsproblemen, Träumen, Mitmenschen. Glaubhaft schildert die Protagonistin ihr viel zu schnelles Erwachsenwerden, da sie für sich und die Mutter die Verantwortung übernehmen muss. Wie gerne hätte sie normale, liebevolle, haltgebende Eltern. Zum Glück findet Lea Rückhalt und Hilfe bei Pola und deren kreativer, einfühlsamer Mutter Katinka. Diese beiden Frauen bilden den glücklichen, farbenfrohen Gegenpol zu Leas grauer Welt, in der es einen Lichtblick gibt: ihren Ideenreichtum und Lebensmut. Dieses Buch, leicht zu lesen und aufschlussreich, erlaubt den Lesenden einen Einblick in das oft unbekannte Leben von sozialen Randgruppen. Gemeinsam mit der willensstarken Protagonistin hofft man, dass die Zeit bis zur Volljährigkeit und damit zum selbstbestimmten Leben schnell vergehen möge – dies erlaubt das offene Ende des sehr empfehlenswerten Buches. Martina Friedrich

Titel Heldentage
Autor:innen Raml, Sabine
Kollation Geb., 300 S.
Verlag, Jahr Heyne , 2014
ISBN 978-3-453-26960-6
Kategorie Belletristik
Schlagwort Familienprobleme
Bewertung
Rezension publiziert 28.04.2015