Der letzte Engel

Lichterloh brennt In der Abgeschiedenheit Irlands ein Haus. Ein Todeskommando tötet im flammenden Inferno Hüterinnen und Mädchen, vernichtet alles. Nur ein Kind entkommt. Eines, das Erinnerungen berührt und einen Engel ohne Flügel aus einem Krieg, der eine halbe Million Jahre her ist, in die Gegenwart holt. Kurze Zeit später erwacht ein Junge in Berlin mit gefiederten Schwingen. Tot. 200 Jahre davor verfallen zwei Gräfinnen einer düsteren Idee, begründen eine Bruderschaft und treffen in Marburg, wo sie nach dem Ursprung aller Märchen suchen, auf einen mächtigen Widersacher. "Jemanden, der die Dunkelheit in dem Märchen sah. Jemanden, der sich gegen den Strom der Zeit stellte." Ereignis folgt auf Ereignis, wie ein Hammerschlag auf den nächsten. In Bruchteilen einer Sekunde wird die Geschichte zum Katapult, wirft das Publikum Jahrtausende zurück, um es in der nächsten Minute wieder in die Gegenwart zu reissen, oder aber ins Jahrhundert davor. Blitzschnell wechseln Orte und Personen.

Dicht und verworren, aber ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren, packt der Stil dieses Buches die einen, während er andere nur ermüdet. Es verwundert nicht, dass die vielen Schauplätze, Protagonisten und Handlungsstränge nicht jede und jeden für sich gewinnen können. So ist das Monumentalwerk selbst für eingefleischte Fantasyfans schwere Kost. Die beeindruckende Vielschichtigkeit, die es in allen Belangen an den Tag legt, dürfte für viele, vor allem für Jugendliche, an der Grenze des Lesbaren sein. Doch gerade diese Grenzwertigkeit und Fülle begeistert auch. Rasant, pausenlos und trotz einer Unmenge an Informationen niemals lückenhaft, überzeugt die Geschichte von A bis Z, ist Kopfkino pur. Ein Titel, der an ambivalenter Resonanz wohl kaum zu toppen ist. So ist für Liebhaberinnen und Liebhaber das Schlusswort "Ende vom ersten Buch" lediglich ein Grund zu Vorfreude, während all jene, die sich freudlos bis zum Ende durchgebissen habe, den Autor dafür zur Hölle schicken möchten. Andrea Eichenberger

Titel Der letzte Engel
Autor:innen Drvenkar, Zoran
Kollation Geb., 430 S.
Verlag, Jahr cbj , 2012
ISBN 978-3-570-15459-5
Kategorie Belletristik
Schlagwort Fantasy
Bewertung kontrovers
Rezension publiziert 28.02.2013