Zwischen den aus Lumpen angefertigten Vorhängen riskiert das Mädchen ab und zu einen Blick hinaus zum Kastanienbaum. Keinesfalls darf sie von jemandem entdeckt werden! Ein bisschen sicherer ist das Fenster der Dachkammer, wo sie den Himmel betrachtet, die Katze streichelt, liest oder in ihr Tagebuch schreibt. Eines Tages werden die Bewohner des Hinterhauses von uniformierten Männern aus ihrem Versteck geholt und in einem schwarzen Auto abgeführt.
Aus der Perspektive des Baumes als aussenstehender Beobachter wird Anne Franks Schicksal subtil und berührend beschrieben. Das Erzählte beruht auf Einträgen aus ihrem Tagebuch, in welchem sie den Baum mehrmals erwähnt. Die in Brauntönen gehaltenen, mit feinem Strich gezeichneten Illustrationen wirken eintönig und passen gut zur düsteren Stimmung. Samen dieses im Jahr 2010 von einem Blitz getroffenen Baumes wurden in Israel, Deutschland, den USA und andern Ländern gepflanzt. Die Bäume stehen als Mahnmal für eine dunkle Zeit. Madeleine Steiner