Die letzten Wochen vor Eds Hinrichtung will Joe nutzen, um seinen Bruder täglich eine Stunde lang im Todestrakt zu besuchen. Er reist dafür nach Texas, mietet sich eine Wohnung und schlägt sich fast mittellos durch. Jeden Tag zwischen 14 und 15 Uhr ist er bei seinem zehn Jahre älteren Bruder, erinnert sich an Erlebnisse ihrer gemeinsamen Kindheit und kommt auch um die Schuldfrage nicht herum.
Es gibt kein Happy End, Ed wird mit einer Giftspritze getötet. Sarah Crossan bringt uns die Seite näher, von der man selten etwas hört: die der so genannten Täterfamilie. Menschen, die den Inhaftierten lieben, seit Kindheitstagen kennen, gemeinsame Erinnerungen haben, leiden. Crossan reiht zahlreiche Kurzkapitel aneinander, verwendet Flattersätze und lässt das ganze Buch wie eine Sammlung von Gedichten aussehen. Die Verse sind eindringlich, die Handlung verläuft gemächlich, das Ende – traurig. Ein einfühlsamer Appell gegen die Todesstrafe. Sandra Dettwyler