Das lügenhafte Leben der Erwachsenen

„Sie kommt ganz nach Vittoria.“ Dieser Satz ihres Vater bringt die bis dahin beschauliche Welt der 13-jährigen Giovanna ins Wanken. Hässlich soll jene gewesen sein und der geliebte Vater hasst seine Schwester. Doch warum? Von ihren Lehrereltern erhält sie ebenso wenig Auskunft wie von den Familienfotos mit weggekratzten Gesichtern. Giovannas Suche nach der geheimnisvollen Tante führt sie weg vom kultivierten Bürgertum ihrer Eltern in die "Zona industriale", das Elendsviertel, wo Vittoria als Putzfrau arbeitet.

Auch in ihrem neuen Coming-of-age-Roman beweist Ferrante ihr sprachliches Erzähltalent, dessen Ausdrucksfähigkeit ein Hochgefühl hinterlässt. Die Doppelmoral des Akademikerlebens enthüllend findet sich ihre facettenreiche Protagonistin nicht nur im Bruch zweier Welten gefangen, die sich auch geografisch widerspiegeln, sondern auch im Kampf um ihre eigene Persönlichkeit, im Endecken ihrer Sexualität und in den Familiengenen. Das offene Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen. Christina Weirich

Titel Das lügenhafte Leben der Erwachsenen
Autor:innen Ferrante, Elena
Kollation A. d. Ital., geb., 414 S.
Verlag, Jahr Suhrkamp , 2020
ISBN 978-3-518-42952-5
Kategorie Belletristik
Schlagwort Pubertät
Bewertung
Rezension publiziert 15.10.2020