Ein perfekter Tag für Debbie: sanft ans Fenster klopfende Regentropfen, während sie eingekuschelt in ihrer Lieblingsdecke mit einer dampfenden Tasse Tee und einem guten Buch auf dem Sofa sitzt. Von dort aus kann sie per Messenger mit ihren Freunden reden, muss keine erdrückenden Small Talks auf Partys aushalten, die ihr all ihre Energie rauben. Als Studentin liebt sie es, sehr zeitig zu ihren Vorlesungen zu kommen; da kann sie sich den besten Platz reservieren: in der hintersten Reihe. Ihr Fashiontipp für draussen: alles, was Kontakte verhindert. Sonnenbrille, Kopfhörer, Hände im übergrossen Mantel verstecken und bequeme Sneaker, falls man doch mal flüchten muss. Doch an der Uni lernt sie Jason kennen und lieben: einen Extrovertierten.
Autobiografischer Comic, dessen triste Grautöne dem sensiblen, klugen Plot, der das Leben einer Introvertierten mit einer Portion Selbstironie und viel Humor beschreibt, nicht gerecht werden. Basierend auf alltäglichen Situationen, die mal peinlich, mal witzig oder einfach stinknormal sind, belichtet die Story in lockerem Erzählstil in einem ersten Teil die letzten Studentenjahre und im zweiten Teil das Ankommen in der Erwachsenenwelt mit Job und Familie. Als Lesende begleitet man die authentische Debbie, quält sich mit ihr und atmet mit ihr auf. Denn die einzelnen Alltagssequenzen sind sehr sorgfältig komponiert und erhalten Tiefe durch Debbies Mimik, Gestik und den Zugang zu ihren Gedanken mit all ihren Sorgen und Selbstzweifeln. Dabei beweist die Britin ein sehr feines Gespür für die verschiedensten Arten der Stille im Guten wie im Schlechten. Die Leserschaft begleitet Debbie auf dem langen Pfad des Sichannehmens, auch dabei, einen Weg zu finden, der ihr Ruhe und Halt gibt sowie ihren Bedürfnissen und den Anforderungen der Welt draussen gerecht wird. Ein kraftvoll stilles, Mut machendes Buch für alle Introvertierten und eine kluge Betriebsanleitung für alle, die einfach mal eine Weile die Welt leise drehen möchten. Christina Weirich
