Das Buch beginnt mit der Szene zum Brexit, wo Befürworter und Gegner sich ihre gegensätzlichen Schlagwörter um die Köpfe hauen. Dann lässt es David Hume, einen schottischen Philosophen, und den Franzosen Montesquieu aus ihren Gräbern auferstehen. Gemeinsam wollen sie untersuchen, wie dieser Brexit-Tumult entstehen konnte und warum Gegner und Befürworter des Brexits im Namen des Liberalismus sich so hart bekämpfen. In den folgenden Kapiteln finden die beiden Philosophen viel heraus, etwa dass die Liberalen von Weitem betrachtet alle gleich sind: Sie hassen Diktaturen und verteidigen individuelle Freiheiten gegenüber dem Staat. Von Nahem gesehen gleiche aber kein Liberaler dem andern, da jeder eine andere Freiheit vorziehe. Montesquieu unterscheidet dann drei grundlegende Strömungen: den politischen Liberalismus, der die Gleichheit aller vor dem Gesetz hochhält, den wirtschaftlichen, der die freie Marktwirtschaft über alles stellt, und den moralischen, der alles, was niemand anderem schadet, für erlaubt erklärt. Die Theorie, dass der Kapitalismus die verschiedenen liberalen Ideologien nur produziere, um seine Ausbreitung abzusichern, begegnet den beiden Philosophen ebenfalls (Margret Thatcher: TINA = There Is No Alternative). Zum Schluss sind sich die beiden einig, dass es unmöglich sei, eine eindeutige und ein für alle Mal gültige Definition des Liberalismus zu finden.
«Liberalismus» ist ein umfassendes Werk, das über das Wesen des Liberalismus fundiert Bescheid gibt. Am Ende des Buches findet sich ein Glossar mit wichtigen Begriffen und Kurzbiografien von Hannah Arendt bis Alexis de Tocqueville. Das Umfassende ist Stärke und Schwäche gleichermassen: Als Comicleser:in möchte man schnell vorankommen, was aber bei der Stofffülle misslingt. Das Buch ist geeignet für weiterführende Schulen. Nutzen die Dozierenden das Glossar und die Zusatzmaterialien, haben sie ein attraktives Lehrmittel in Händen. Bernhard Siegenthaler