2034. Florence, 16, arbeitet voller Stolz beim SS, dem Senioren Service. Jene zu töten, die sich auf Grund ihres Alters oder auf Scans erkennbarer Erkrankungen nicht mehr als nützlich für Staat und Gesellschaft erweisen und sich nicht dem Plan der freiwilligen Euthanasie unterwerfen, ist dessen Aufgabe. Doch als Florence Eric, ein Mitglied der BMW, der Oberschicht, kennenlernt und bei ihrer Mutter Frühdemenz festgestellt wird, beginnt sie das System, den Staat und den geheimnisvollen Winston, der alle überwacht, zu hinterfragen.
Wem gehört unser Leben? Diese Frage wirft Erzähltalent Kerr in seinem posthum erschienenen Roman auf. Doch die Wandlung von einer folgsamen Tötungsmaschine zur mutigen Rebellin wirkt in Teilen zu naiv. Sehr viel spannender sind die hochbrisanten und immer wieder aktuellen Fragen wie z. B. nach dem "Lebens-Wert" und dem Nutzen eines Lebens. Diese kritischen Denkanstösse sind das grosse Plus dieses dystopischen Romans, der zugleich auch Orwells 1984 würdigt. Christina Weirich