Seit dem Altertum haben zahlreiche Dichter versucht, ihren Mitmenschen über den Umweg von Tiergeschichten einen Spiegel vorzuhalten, um sie auf verwerfliches Verhalten aufmerksam zu machen. Von Aesop bis Tolstoj ist dieser Trick immer wieder angewendet worden, so dass die Nacherzählerin Constanze Breckoff aus dem Vollen schöpfen konnte. Über hundert Fabeln von mehr als dreissig Dichtern bieten Möglichkeiten, von der „Moral der Geschichte“ zu eigenen Überlegungen zu kommen. Doch der eigentliche Glücksfall sind die ganzseitigen Farbbilder!
Die Tiere sind alle hier in ihrer natürlichen Erscheinung dargestellt, nicht vermenschlicht. Dafür glotzen die wenigen Menschen aus den von Gerhard Glück bekannten, halslosen Gesichtern. Die Schnecke ist liebevoll gestaltet, der Rabe schreitet hoffärtig mit unter den Flügeln eingeklemmten Pfauenfedern umher. Beim Betrachten dieser Bilder kann man gar nicht anders, als die entsprechende Fabel zu lesen. Siegfried Hold