Palio, das wohl brutalste Pferderennen der Welt, findet alljährlich in Siena statt – drei Runden um einen engen Stadtplatz. Jeder Stadtteil stellt einen Reiter auf einem ausgelosten Pferd; bloss zehn haben einen Startplatz, sieben müssen ein Jahr warten. Anschaulich wird das Auswahlverfahren beschrieben, werden die Stadtteile mit ihrem aktuell verehrten Jockey vorgestellt. Dass es Regeln gibt, daneben aber jede Finte und Behinderung des Gegners erlaubt ist, zeigt der Sachteil des Buches. Dass die Tochter eines reichen Quartiergewaltigen mit dem favorisierten Reiter eines andern Stadtteils verlobt ist, macht einen guten Teil der Handlung aus. Parallel dazu wird das mysteriöse Schicksal einer Familienangehörigen erzählt, die vor 130 Jahren am genau gleichen Dilemma zerbrochen ist.
Sehr genau werden die über Jahrhunderte tradierten Riten um einen Volksbrauch beschrieben, den reichen Honoratioren mit Intrigen und Bestechungen für ihre Zwecke missbrauchen. Könnte sogar heutig sein. Siegfried Hold