Dario (16) ist wütend: Seine Lehrerin hat ihn vor der ganzen Klasse eine Niete genannt und gesagt, aus ihm werde nie etwas. Deshalb habe sich sein Vater auch davongemacht. Dario knallt die Tür zu, der Griff fliegt weg, und schon sitzt der Junge vor dem Direktor. Dieser verdonnert ihn zu «ehrenamtlicher Pflegebegleitung». Dario muss sich nun um Andy kümmern, einen behinderten Jungen im Rollstuhl, der sich kaum bewegen und nur bruchstückhaft sprechen kann. Allmählich versteht er Andys Wünsche auch fast ohne Worte, und die beiden lernen, sich auch nur durch Blicke zu unterhalten. Eines Tages entscheidet sich Dario spontan dazu, mit Andy dem festgefahrenen Muster zu entfliehen und ans Meer zu fahren, der Sonne entgegen. Ohne Geld, Proviant, und ohne jemanden zu informieren, steigen die beiden in einen Zug nach San Vincenzo. Dario war früher immer mit seinem Vater dort am Meer. Nun lebt der Vater in jener Gegend; ihn will Dario suchen. Zum Glück gibt es immer wieder Menschen, die ihnen auf der Reise helfen. Dario merkt, dass Andy zwar behindert ist, aber kein Idiot. Er ist sogar ein ziemlich guter Kumpel. Dummerweise droht Dario nun die Jugendstrafanstalt, wenn er zurück ist.
Ein eindrucksvolles Roadmovie von einer ungewöhnlichen Freundschaft. Beide Jugendliche verändern sich auf dieser Reise. Andy lernt und tut Dinge, die ihm vorher niemand zugetraut hat. Und seit sein Vater abgehauen ist, fühlt sich auch Dario so, als sässe er in einem Rollstuhl. Das hat bloss keiner mitbekommen. Er schlägt häufig mit den Fäusten, spricht eine grobe Sprache, ist im Kern aber ein sensibler und intelligenter Junge. Schliesslich entdeckt Dario bei sich sogar eine Begabung für den Umgang mit Andy. – Das Buch ist witzig, abenteuerlich, authentisch und liest sich leicht. Die Kapitel sind kurz, manchmal nur zwei Seiten lang. Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit. "Der Sonne nach" wurde 2017 mit dem Andersen Prize für das beste Jugendbuch ausgezeichnet. Sehr zu empfehlen für Jugendliche! Maria Trifonov