Den dreckigen Käfer, der auf einer Insel im Südpazifik verschwindet, vermisst vorerst niemand. Doch sein Aussterben hat dramatische Folgen: Bald fehlt eine Vogelart mit hoher Stimme, wenig später eine besonders zarte Sorte Fisch, die sich vom Kot jener Vögel ernährte. Auf dem nahen Kontinent kommt es zu einer Insektenplage, weil statt des zarten Fisches nun ein insektenfressender Stichling zum Beutetier eines grösseren Fisches wird. Durch die Bekämpfung der Insekten mit Gift wird auch der Futtermais der Hühner vernichtet. Als Folge davon steigen in Europa die Eierpreise. Weltweit verenden die jetzt mit quecksilberhaltigem Fischmehl gefütterten Hühner. Deren Verbrennung beschleunigt den bereits fatalen Klimawandel. Das Polareis schmilzt, der Meeresspiegel steigt und die Menschen müssen fliehen. Es kommt zum Kampf der Völker um die letzten bewohnbaren Gebiete.
Franz Hohler hat die hochaktuelle Ballade vom Weltuntergang – sie ist auch im Geschichtenband «Die Karawane am Boden des Milchkrugs» abgedruckt – tatsächlich vor 50 Jahren geschrieben. Der Text ist seine Reaktion auf den vom Club of Rome verfassten Bericht «Die Grenzen des Wachstums» und thematisiert ebenso anschaulich wie eindringlich die globalen Folgen der Ausbeutung der Erde durch die Menschen: Umweltzerstörung, Artensterben, Migration und Krieg. Der Autor, laut eigener Aussage ein optimistischer Pessimist, zeigt darin, was unbedingt verhindert werden soll, und nennt die beklemmende Ballade nach wie vor einen «Text der Hoffnung». Dieter Leuenberger hat F. Hohlers Klassiker mit zunehmend bedrohlichen, von den Farben Grün-Blau zu Schwarz-Gelb wechselnden Bildern wirkungsvoll illustriert. Der von Rahel Affolter im freien Satz dynamisch gestaltete Text ist in die ursprüngliche Strophenform gegliedert; Schriftgrösse und Zeilenabstand variieren und erinnern daran, dass die Ballade auch ein beeindruckendes Hörerlebnis ist. Als Bühnentext vom Verfasser vorgetragen und mit rhythmischen Klopfgeräuschen begleitet, prägt sie sich einem tief ein. Doris Lanz
