Ein Morgen in Afrika. Die Sonne geht auf und gibt die Sicht frei auf eines der abstossendsten Tiere der Grassteppe: ein Gnu. Es jammert ob seines abscheulichen Daseins, bis es eine Tüpfelhyäne trifft, die ebenfalls in den Singsang einstimmt. Das durch die Savanne geschmetterte Hohelied der Hässlichkeit lockt einen Ohrengeier an, bezaubert einen Marabu und lädt das Warzenschwein ein, sich dazuzugesellen.
Ein Genuss beim Vorlesen und Hören sind die überzeugenden Paarreime; jedes Tier wird treffend charakterisiert. Schefflers Parodie auf die Big Five lebt vom Wiederholungseffekt und dem augenzwinkernden Wettkampf um die grösste Schauderhaftigkeit. Dank den lebensvollen Illustrationen und den satten Farben gelingt es, das aufblitzende Charisma der fünf Hässlichen zu zeigen. Am Ende stellt Scheffler gekonnt witzig und ohne mahnenden Zeigefinger die Frage, wie Schönheit zu bewerten ist. In Zeiten von zunehmenden Essstörungen und Mobbing eine wichtige Erkenntnis. Christina Weirich