Ein Mann geht in einer kalten Winternacht vergeblich von Haus zu Haus, um glühende Kohlen zu erbitten. Er will seiner Frau und dem neugeborenen Kind ein Feuer machen. Ein mürrischer Schafhirte hat zwar Feuer, hetzt jedoch seine Hunde auf den Mann und will ihn mit seinem Stecken wegjagen. Der Hirte ist sehr verwundert, dass sich dieser Mann nicht verletzten lässt. Die heissen Kohlen versengen nicht einmal seinen Mantel! Der Hirte folgt dem Mann zur Krippe, erlebt das Weihnachtswunder und schenkt dem Kind in einer Geste der Barmherzigkeit ein Schaffell.
Diese klassische Weihnachtsgeschichte wurde der fünfjährigen Selma Lagerlöf vor über 100 Jahren von ihrer Grossmutter überliefert. In früheren Ausgaben bildet die Erzählsituation mit der Grossmutter die Rahmengeschichte, hier wurde sie weggelassen. Schade. Denn die Erzählung betont die mystische Seite der Religion, und zum Verständnis von Begriffen wie "Barmherzigkeit" muss für Kinder der heutigen Zeit erst ein Zugang geschaffen werden. Irène Tschirren
