Inkiow erzählt die Sagen anders als Gustav Schwab: humorvoller, lockerer, kindgerecht. Die meisten Götter und Göttinnen werden vorgestellt, samt ihren Stärken und Schwächen, dazu aber auch Neues. So lernen wir die urtragische Semele, den überschlauen Sisyphus und Nyx als Göttin der Nacht kennen. Kein Trojanisches Pferd, dafür Achilles mit allen Griechen, die sich im Nebel verirrt haben und an fremder Küste landen. Auch der Tod des Minotaurus mit dem dazugehörigen Faden der Ariadne erscheint innerhalb der Dädalus-und-Ikarus-Sage. Geradezu liebevoll tritt Eos, die „frühgeborene Göttin“ der Morgenröte auf, wenn sie ihren zwar unsterblichen, jedoch alternden Ehemann zur zirpenden Grille werden lässt.
Man spürt geradezu immer wieder das schelmische Lachen des Erzählers, kein schwabsches Pathos, trefflich unterstützt durch die aussagekräftigen farbigen Strichzeichnungen eines begnadeten Cartoonzeichners. Auch als Vorleselektüre dürften die Sagen ihren Zweck erfüllen. Siegfried Hold
