Die Stille nach Nina Simone

Simons Vater sitzt im Gefängnis und seine Mutter ist tot. Ihn hat er nie geschlagen. Aber die Mutter schon; immer dann, wenn die Musik von Nina Simone in voller Lautstärke aus dem Schlafzimmer dröhnte. Jetzt sitzt Simon (18) im Zug und reist zu seinem Vater. Auf seiner langen Fahrt schreibt er in Gedanken Briefe an die Jazzsängerin Nina Simone. Er erinnert sich an die Ausflüge ins Grüne mit seinem Vater und daran, dass die Mutter oft schon am Morgen geschminkt war, damit man die Spuren der Gewalt nicht sah. Und wie es war, als seine Mutter plötzlich verschwunden war.

In prägnanten, oft kurzen Sätzen, die wie ein langsames Staccato wirken, erzählt Simon von seiner Kindheit und Jugendzeit. Dabei äussert der Protagonist nie ein Gefühl. Einzig den Wortwiederholungen, dem Satzbau oder den Reaktionen können die Lesenden entnehmen, dass Simon aufgewühlt ist. Eine Darstellung der Verdrängung, die in sprödem Stil die feinen Seiten anklingen lässt und beim Lesen ein Gefühl der Beklemmung auslöst. Karin Schmid

Titel Die Stille nach Nina Simone
Autor:innen Fretheim, Tor
Kollation A. d. Norweg., Broschur, 122 S.
Verlag, Jahr mixtvision , 2015
ISBN 978-3-95854-031-6
Kategorie Belletristik
Schlagwort Familienprobleme / Gewalt
Bewertung
Rezension publiziert 18.10.2015