Hexenlied

„Er sass nicht mit einer Hexe am Tisch, nicht mit seinen Erinnerungen und nicht mit seiner Angst." Die spindeldürre Lilith in ihren schwarzen Kleidern – la bruja, in die Tim sich verliebt – ist perfekt für die Rolle in ihrem Schulstück. Doch bald häufen sich hässliche Szenen. Die Grenzen zwischen Inszenierung und Wirklichkeit verschwimmen. Als die Gruppe ins Probencamp an den Schwarzfels fährt, eskaliert die Situation und zwingt Tim zu einer unmenschlichen Entscheidung.

Erzähltalent Michaelis gelingt es von Anfang an, eine knisternd düstere Atmosphäre zu schaffen. Dabei verwebt sie übergangslos Theaterstück mit Realität, was von den Lesenden hohe Aufmerksamkeit fordert. Mit geradezu seismografischem Gespür für Symbolik und leise Töne legt sie langsam, aber sogartig Schicht für Schicht eine tragische Geschichte frei, die in ein furioses Finale mündet und sich bissig mit einer hochbrisanten, aktuellen Frage unserer Gesellschaft befasst. Anspruchsvoller Roman, der Durchhalten belohnt. Christina Weirich

Titel Hexenlied
Autor:innen Michaelis, Antonia
Kollation Geb., 399 S.
Verlag, Jahr Oetinger , 2019
ISBN 978-3-7891-1052-8
Kategorie Belletristik
Schlagwort Grusliges / Spannendes
Bewertung
Rezension publiziert 02.05.2020