Kai hat einen Plan. Er ist das Gedächtnis seines Opas und will mit ihm zusammen in die Vergangenheit reisen. Ein gefährliches Unterfangen, denn es führt sie in den Krieg, dem der Grossvater als Sechzehnjähriger beigetreten ist. Nun steht Kai an der Stelle seines Opas, und mit seinen Erinnerungen durchleben sie zusammen Angst, Entbehrung, Verwundung und Hunger und sehen in die grässliche Fratze des Kriegs. Nur gut, dass Kai den Kompass von Opa dabeihat.
Ein Junge fürchtet, dass ihm sein dementer Grossvater langsam entgleitet, und er versucht, dessen Erinnerungen zu erhalten. Die Dialoge zwischen den beiden sind einfühlsam und mit feinem Humor versehen. Geschickt ist die Wahl einer Zeitreise als Handlung, denn sie gibt die Gewähr, heil aus der Vergangenheit zurückzukommen. Einerseits stellt sich die klug aufgebaute Geschichte gegen das Vergessen, wirft aber anderseits die Frage auf, ob man sich wirklich an alles erinnern muss, will oder kann. Eine feine, anspruchsvolle Lektüre. Katharina Siegenthaler