Lang soll sie leben

„Den Tod in Gedanken finde ich keinen Schlaf und keinen Schlaf findend, denke ich an den Tod.“ Diese Gedichtzeile spiegelt die Gedanken von Frau de Graaf, einer 80-jährigen alten Frau. Gerade als Eva zur Schule radelt, sieht sie die alte Frau auf dem Bahnsteig stehen, als plötzlich ein Zug kommt. Geistesgegenwärtig reisst sie die Frau weg und rettet ihr so das Leben. Eva wird als Heldin gefeiert, sie fühlt sich aber nicht als solche. Der Rummel um ihre Person gefällt ihr gar nicht. Beim Besuch im Seniorenheim bei Frau de Graaf erfährt Eva, dass sich die alte Frau das Leben nehmen wollte. Sie ist schockiert und wütend.

Die Geschichte von Frau de Graaf und Eva wird in kurzen Kapiteln erzählt, wobei die Sichtweise ändert. Auch wechseln sich rückblickende Kapitel von früher mit aktuellen ab. Dies ist manchmal irritierend und verwirrend. Insgesamt bleibt das Geschehen an der Oberfläche, den Personen fehlt es an Tiefgang. Eva besucht z. B. Frau de Graaf und unterhält sich mit ihr einige Stunden. Was die beiden besprechen, wird im Buch nicht erwähnt. So bleiben die im Klappentext erwähnte Sympathie und das Verständnis zwischen den beiden unbemerkt. Auch Evas Auseinandersetzung mit dem Tod kommt im Buch deutlich zu kurz. Frau de Graaf will sich das Leben nehmen, da sie das Altsein als Belastung wahrnimmt und nichts Positives sieht, auf das sie sich freuen könnte. Das Buch endet mit dem Selbstmord der alten Frau. Das sensible Thema wird insgesamt zu wenig diskutiert. Dem Leben zu einem selber gewählten "idealen" Zeitpunkt ein Ende zu setzen, wird akzeptiert und hingenommen; es wird keine Alternative gezeigt. Gerade für Jugendliche mit ähnlichen Gedanken ist das Buch nicht zu empfehlen. Maria Trifonov

Titel Lang soll sie leben
Autor:innen Meinderts, Koos
Kollation A. d. Niederländ., geb., 122 S.
Verlag, Jahr Jungbrunnen , 2016
ISBN 978-3-7026-5878-6
Kategorie Belletristik
Schlagwort Alter / Tod
Alter ab 13
Bewertung kontrovers
Rezension publiziert 15.04.2016