Der König hat alles, ihm fehlt nichts. Ihm fehlt: Nichts. «Bloss, wo findet man Nichts?» Er sucht überall danach: in Büchern, unter dem Mikroskop, in der Wüste, am Nachthimmel. Doch immer ist da irgendetwas. Beinahe will der König aufgeben, als er eine Idee hat und sich erst mal von allem befreit.
Dieser König trägt zwar eine Krone, sieht ansonsten aber aus wie ein Kind in einem gelben Sportanzug. Er hebt sich gut vom vielen Rot ab, das Olivier Tallec überwiegend verwendet. Er lässt Leserinnen und Leser eng an der Suche nach dem Nichts teilhaben; textfreie Seiten laden ein, selber über das Nichts nachzudenken. Man kann in der Geschichte Konsumkritik finden, philosophischen Fragestellungen nachgehen, sich mit sprachlichen Feinheiten (nichts vs. Nichts) auseinandersetzen, den König bemitleiden um seinen Überfluss und seine gleichzeitige Unzufriedenheit – oder aber man erfreut sich an der Intensität der Bilder und dem kleinen, unermüdlichen Kerl, der nichts bzw. das Nichts sucht. Sandra Dettwyler