Als der 28-jährige Nicholas Winton (Nicky) in Prag eintrifft, funktioniert er sein Hotelzimmer schnell in ein Büro um. Er stellt seine Skier in die Ecke, denn sein Skiurlaub kann warten, nicht aber die Kinder, die er aus der Tschechoslowakei nach England in Sicherheit bringen will. Er sucht nach Zugverbindungen und nach Familien, die die Kinder in England aufnehmen würden, macht Fotos und stellt Reisedokumente aus. Ein gefährliches Unternehmen, denn Spione lauern ihm auf. Vera lebt in dieser Zeit im Sudetenland, ist glücklich, ohne grosse Sorgen und versteht nicht recht, wieso sie ihre Familie verlassen und mit dem Zug in ein fremdes Land reisen soll. Sie verspricht jedoch ihrem besorgten Vater, ihre Erinnerungen in dem Buch aufzuschreiben, das er ihr mitgibt. Weder Nicky noch Vera wissen, dass sie sich viele Jahre später noch einmal begegnen werden.
Die beiden Erzählstränge von Nicky und Vera führen durch das Buch und vereinen sich zum Schluss hin. Die Bilder sind künstlerisch durchkomponiert und oft doppelseitig. Manchmal tragen Figuren farbige Erinnerungen in ihrem Innern oder Landesgrenzen bestehen aus Worten. Fröhlich farbige Tableaus stellen die Welt von Vera aus einer kindlichen Art der Vogelperspektive dar. In den Farben Graublau, Weiss und Schwarz hingegen zeigen die Bilder den drohenden Krieg mit grobem Kriegsgerät. Sie sind auf ein Minimum reduziert und wirken düster, manchmal auch kontrastarm. Die Illustrationen begleiten wahlweise kürzere oder längere, kinder-/jugendgerechte Informationen. Differenziert und ohne anzuklagen überzeugt die Umsetzung dieser wahren Geschichte über Nicholas Winton, den bescheidenen Mann, der in jungen Jahren eine mutige Entscheidung trifft. Sie fördert eigene Überlegungen zum Thema Krieg, ist aktueller denn je und kann im Unterricht sehr gut eingesetzt werden. Die Anmerkung des Autors und Illustrators am Schluss rundet dieses berührende und nachdenklich stimmende Buch ab. Katharina Siegenthaler
