Im antiken Griechenland diskutieren Aristoteles und Platon das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Platons kluge Argumente für eine Ebenbürtigkeit unterliegen denen von Aristoteles, der die Frauen als unterentwickelt, streitsüchtig, fauler, verlogener, schwächlicher und unanständiger ansieht. Dieser Philosoph legt damit den Grundstein für einen ewigen Kampf der Frauen nach gleichberechtigter Anerkennung. Weitere Jahrhunderte lang zementieren namhafte Philosophen diese Ansichten. Wenn sich eine Frau diesen Dogmen nicht beugt, wird ihr übel nachgeredet, und im schlimmsten Fall wird sie sogar geköpft. Zu ihrem eigenen Schutz legen sich gestern wie heute Autorinnen männliche Pseudonyme zu oder sie verkleiden sich als Männer, um nicht aufzufallen. Das scheint alles lange her, doch beim genauen Hinsehen ist feministischer Aktivismus aktueller denn je. Helle Thorning-Schmidt, ehemals dänische Ministerpräsidentin (2011–2015), begründet dies mit ihrer pointierten Aussage: «Könnt ihr euch vorstellen, dass eine komplett unerfahrene Politikerin, die fünf Kinder mit drei verschiedenen Männern hat und damit prahlt, Männern in den Schritt zu fassen, zur Präsidentin der USA gewählt wird?»
Die beiden Macherinnen des Buches führen die Lesenden durch die Zeit vom Anfang des Patriarchats bis heute. Die Gestaltung der Illustrationen verleiht dem Inhalt jene Dynamik, die bereits auf dem Cover sichtbar ist: Textfelder sind in die Bilder gestellt, selten finden sich Sprechblasen. Haarsträubende Zitate von anerkannten Philosophen zum Thema «Frau», Kurzporträts von Aktivistinnen und eine Preisverleihung für den «Grössten Sexisten» machen das Buch einerseits zu einer vergnüglichen Lektüre, anderseits wirkt es wie ein Aufruf, nicht aufzugeben, denn das Ziel einer selbstverständlichen Gleichberechtigung ist noch immer weit entfernt. Katharina Siegenthaler