Sommernachtstraum

„Die Pubertät ist ein unbekanntes Land.“ Shakespeare für seine Schüler ebenfalls. Daher inszeniert der Lehrer Ben Zimmermann mit seiner Klasse 9c das Theaterstück Sommernachtstraum. Und bald weiss niemand mehr so genau, wer gerade in wen verliebt ist, ob im Stück oder in der Realität.

Der Herausgeber Tillmann Speckstein, Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und Autor, fasst unter der Reihe „Das blaue Band“ Bücher für den Kopf und das Herz zusammen. Die Idee der Autorin, ein Theaterstück als Paralleluniversum zur Realität zu inszenieren, verlangt dem Leser Konzentration ab. Der personale Erzähler streift mit seinen Figuren alle sozialen Schichten: Ein zeugungsunfähiger Ehemann wünscht sich ein Kind mit seiner Karrierefrau, doch diese hat ihrerseits eine Affäre mit einem reichen Kieferchirurgen. Der bücherliebende Underdog verliebt sich in dessen essgestörte Tochter; seine Mutter ist alkoholkrank. In einer literarischen Milieustudie erfasst die Autorin einfühlsam und reif die jugendlichen Charaktere fernab der üblichen Pubertätsproblematik. Auch die erwachsenen Protagonisten überzeugen durch ihre Vielschichtigkeit. Alle Personen sind sehr authentisch – stets schimmert ihre Verletzlichkeit durch. Einige Verwirrung stiften die Fussnoten, da erst im Nachwort geklärt wird, dass hier Shakespeare und Oberon selbst auf komödiantische Art das Geschehen kommentieren. Um den Roman in seiner Fülle zu erfassen, ist das vorherige Lesen des Originals nicht zwingend notwendig, aber es erleichtert vieles. Die Kapitel sind, einem Drama ähnlich, in fünf Aufzüge unterteilt. Origineller, witziger Plot, der nach diffusem Anfang enorm an Fahrt aufnimmt, sich aber wegen der Themen und des komplexen Aufbaus eher für reife und erfahrene Leserinnen eignet und viel eigene Denkleistung für die Irrungen und Wirrungen des Lebens und der Liebe erfordert. Christina Weirich

Titel Sommernachtstraum
Reihe Die Bücher mit dem blauen Band
Kollation Geb., 328 S.
Verlag, Jahr Fischer KJB , 2016
ISBN 978-3-7373-4018-2
Kategorie Belletristik
Schlagwort Pubertät / Theater
Bewertung
Rezension publiziert 15.04.2016