«Ich erinnere mich an alle, dank derer ich lebe. Und an die, statt derer ich lebe.» Für die 12-jährige Walentina Surwilo ist die glückliche Kindheit in Leningrad 1937 vorbei, da ihr Vater als angeblicher Staatsfeind verhaftet und sie mit Mutter und Schwester in die Verbannung geschickt wird. Von politischen Repressionen und Massenverhaftungen erfahren sie nichts. Erst die Rehabilitation des Vaters 1958 befreit die Familie vom Stigma. 1941 beginnt die dreijährige Blockade Leningrads durch die deutsche Wehrmacht. Als Sanitäterin im Spital überlebt die junge Frau Sterben, Hunger und Bombenangriffe auf die Stadt.
Die eindringlichen, expressiven Bilder machen das Unfassbare der Repressionen unter Stalin, die Folgen des Krieges auf Frauen und Kinder am Beispiel von Leningrad sichtbar; Bilder, die an Aktualität nicht verloren haben, wie die derzeitigen Nachrichten aus der Ukraine beweisen. Zugleich thematisiert die Graphic Novel das Trauma der Betroffenen: «Die Angst ist ein Teil von mir.» Martina Friedrich
