Max’ Sehnsucht nach seinem Grossvater ist so stark, dass sich der Junge eines Morgens allein auf den Weg zum Wohnheim am anderen Ende der Stadt macht. Sein Grossvater, mit dem ihn eine wunderbare Beziehung verbindet, lebt dort seit einem Jahr, weil er zunehmend „nicht mehr alle Murmeln im Schälchen hat“. Max flüchtet mit ihm und Fräulein Schneider, einer ebenfalls dementen Heimbewohnerin, aus der Stadt und bringt die beiden zu Grossvaters Sommerwiese im Blumental, einem Ort, mit dem schönste Erinnerungen verknüpft sind. Dort werden die drei Ausreisser bald gefunden, aber Max’ Angst, sein Grossvater werde sich einmal nicht mehr an seine Liebe zu ihm erinnern, ist nach diesem beglückenden Ausflug verschwunden. Der Mond, so hat es ihm Grossvater mit einem Gleichnis auf der Sommerwiese erklärt, ist immer da. Auch dann, wenn er nicht zu sehen ist.
Inspiriert von der Musik Prokofjews (Ein Sommertag) und Bizets (Jeux d’enfants) erzählt Andreas Steinhöfel eine feinfühlige Geschichte über die tiefe Beziehung zwischen dem neunjährigen Max und seinem Musik liebenden, zunehmend verwirrten Grossvater. Durchwegs überzeugend gelingt es ihm dabei, Gefühle wie die brennende Sehnsucht, die Angst vor dem drohenden Vergessen oder die Verbundenheit mit einem magischen Ort auszudrücken. Auf der dem Buch beiliegenden, vom Autor gelesenen Hör-CD gehen die Erzählteile und die dreizehn vom SWR-Sinfonieorchester gespielten Musikstücke fliessend ineinander über. Zu jedem Stück hat Nele Palmtag ein doppelseitiges Bild gezeichnet, das die jeweilige Stimmung von Musik und Text eindrücklich aufnimmt und, wie die zusätzlichen kleineren Zeichnungen, auch Eigenes erzählt. Wunderbare Musik, ausdrucksstarke Illustrationen und eine Geschichte mit Tiefgang, in die man sich, so wie es sich der Autor wünscht, gerne fallen lässt – dieses (Hör-)Buch ist ein Gesamtkunstwerk! Doris Lanz