Leah besucht ihren Zwillingsbruder Noah auf der Intensivstation. Lebensgefährlich verletzt liegt er im Koma, eingeliefert, nachdem er zusammengeschlagen worden ist. Leah und ihre Familie sind sich zuerst sicher, dass dies das Werk von rechtsextremen Tätern ist, denn Noah hat sich stark für Flüchtlinge engagiert. Da tauchen bei Leah aber Videos auf, die zu beweisen scheinen, dass Noah Opfer von gewalttätigen Ausländern wurde. Offenbar hat sich ihr Bruder, bevor er zusammengeschlagen wurde, rechtsextremen Kreisen angenähert. Auf der Suche nach der Wahrheit begibt sich Leah auf eine gefährliche Recherche nach den Hintergründen für diese Tat. Dabei verliebt sie sich in einen jungen Mann aus der rechtsextremen Gruppe und verfällt dem scheinbar sanften Neonazi immer mehr. Sie nimmt sogar in vorderster Front an einer Kundgebung teil. Doch diese gipfelt in einem Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim, was Leah die Augen öffnet.
Die Geschichte besticht durch die hohe Spannung, die klare, einfache Sprache und ihre Aktualität. Götz zeigt, wie verführerisch Rechtsextremismus für Jugendliche sein kann. Dabei werden auch komplexe Themen aufgegriffen, etwa wenn Leah gefragt wird, ob sie bereit wäre, für eine grosse Sache zu sterben oder sogar zu töten. Über die Antworten von Leah und dem Neonazi würde es sich lohnen, länger nachzudenken. Doch die Spannung des Buches verhindert dies, denn es reisst einen mit und zu gerne möchte man wissen, wie die Geschichte nun ausgeht. Interessant und facettenreich ist auch die Suche des Zwillings Leah nach ihrer wahren Identität, die auch mit dem Verhältnis zu den Mitmenschen ihrer Umgebung zu tun hat, seien dies nun linke Gutmenschen oder brutale Rechtsextreme. Hochinteressant ist, wie Leahs feste Grundsätze, ja ihre Identität ins Wanken geraten. Für den Geschichtsunterricht zeigt sich hier ein weites Feld, um die verhängnisvolle Verführung durch den Faschismus – auch in der Gegenwart – zu zeigen. Ein wichtiges Buch für junge Erwachsene! Bernhard Siegenthaler